Die Chefredakteurin – Eine runde Sache
In letzter Zeit ist das Schwarz-Weiß-Sehen in Europa sprunghaft angestiegen. Vor allem um 20:45 Uhr. Zu dieser Zeit ist es traditionell und rituell schwer, mit einem Mann Kontakt zu pflegen, da die gesamte Aufmerksamkeit den 22 Fußball-EM-Spielern und dem gefleckten Ball gilt. Dafür begibt man sich gerne an öffentliche Orte und beschmeißt von der belagerten Biergarnitur aus die vorderen Reihen mit vollen Plastikbechern, weil der Schiri ganz vorne auf der Leinwand mal wieder nichts kapiert. Public Viewing. Grandios. Aber nicht bei 31 Spielen.
Nachdem ja drei Leute schon eine Party sind, gibt es bei mir nun die Light-Version von Public Viewing. Ein Restaurant, ein großer Plasmabildschirm und eine Handvoll Freunde, die sich mehr oder weniger für den Kick interessieren, in jedem Fall aber für gutes Essen in einer netten Runde. Glücklicherweise haben das auch einige findige Restaurant-Betreiber, wie auch Silvio Nickol aus dem Palais Coburg erkannt, und die klappere ich nun nationengerecht ab.
Bei Italien gegen Spanien gab es Prosciutto, Miesmuscheln, Prosecco und einen überaus motiverten italienischen Inhaber, der nach Spielende auch gerne Grappa ausgab. Bei Russland gegen Polen kam eine Jahreslieferung Kaviar, Blinis und reichlich Wodka auf den Tisch. Sa sdorowje. Die letzte Frage ist nur, für welche Mannschaft ich im Finale halten soll. Ich tendiere zu der Grande Nation. Da hat neulich so ein netter Franzose eröffnet …
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