ver.fuchst
Wutbürger zu sein war auch schon mal einfacher. Man weiß ja gar nicht mehr wohin, mit all den negativen Vibes. Überhaupt in Österreich. Da sind zwar eigentlich alle von Geburt an mit einem gesunden Maß an Grant gesegnet, aber momentan ist es echt nicht leicht zu entscheiden, was genau jetzt den Blutdruck in die Höhe schnellen lassen soll. Alles irgendwie ein bisschen schief innerhalb und außerhalb der Landesgrenzen. Krise an allen Ecken und Enden und trotzdem sitzt die Kohle bei denen da oben (Wien) oder da drüben (Brüssel) oder da unten (Griechenland) oder (NAME ODER LAND BITTE HIER EINFÜGEN) scheinbar trotzdem recht locker. Für Steuersünder, Parteien und Netzwerke geht immer was.
Apropos Netzwerk: Gibt’s ja auch einige in Österreich. Wir sind nämlich Vereinskaiser! Und Lobbying-Kaiser! Und Genuss-Regionen-Kaiser! Wir Österreicher legen nämlich sehr viel Wert auf die Region und den Genuss, und deshalb legen die da oben (Wien) und die da drüben (Brüssel) viel Geld für diverse (im Grunde sehr sinnvolle) von der GenussRegionen Marketing Gmbh und ihren Gesellschaften, darunter auch die BÖG, geplante und gesteuerte Projekte ab. Für die Vermarktung der 110 österreichischen GenussRegionen gab es 2010 Fördermittel in der Höhe von knapp drei Millionen Euro. Na ja, so um den Daumen halt. Die Transparenzdatenbank der EU, die Finanzministerin und der Herr Minister Berlakovich sind sich da nicht so einig, wie viel es jetzt wirklich war.
Wo genau dieses Geld hingeht, ist für den Normalsterblichen nicht ganz so leicht nachzuvollziehen – weil in diesen Kostenaufstellungen immer so viele Begriffe vorkommen, die nicht näher definiert sind. Aber eigentlich ist das auch egal. Die Leistung stimmt ja. Immerhin hat man beispielsweise so unnütze Dinge wie diese angeblich für die „Bewusstseinsbildung beim Endkonsumenten so wichtige“ Initiative der Genuss Botschafter gleich wieder in der Versenkung verschwinden lassen. Die Anna F. zum Beispiel ist ein fesches Mädel und singt auch super, aber wer glaubt denn diesem jungen Ding, dass es die Steirische Käferbohne tatsächlich für ein tolles Produkt hält?
Deshalb ist jetzt überall, wo es um die GenussRegionen geht, auch unser Landwirtschafts- und Umweltminister Nikolaus Berlakovich im Vordergrund. Dem geht es natürlich in erster Linie darum, „die Leistungen unserer Bauern und Bäuerinnen, der verarbeitenden Betriebe und der Gastronomie in den Regionen für die Konsumenten sichtbar zu machen“. Aber manchmal muss man eben auch Abstriche machen. Der Mann ist Politiker, und schöner wie ein Aff’ ist er auch (meiner Großmutter nach somit also ganz ansehnlich). Bald sind Wahlen und jeder braucht seine Plattform, um sich zu präsentieren. Wenn Sie von einem, der wirklich was für Sie tut, aus der Zeitung angelacht werden, macht das Leben doch gleich wieder mehr Spaß. Oder?
Außer natürlich, Sie sind vom Spaßunterricht befreit. Weil Sie so ein flaues Gefühl im Bauch haben, das Ihnen sagt, dass unser Herr Umwelt- und Landwirtschaftsminister aus nicht weiter nachvollziehbaren Gründen der wohl überbezahlteste Pin-up-Boy der GenussRegionen ist. Obwohl er weder jung noch Bauer noch Wirt ist. Aber in der ersten Reihe ist’s halt so schön. Für die, die dahinter stehen, gilt halt immer noch das gute alte Sprichwort: Mund halten, Hände falten.
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