Toni Mörwald in Tour – Paul Bocuse, Lyon
Fotos: Paul Bocuse
40 Rue de la Plage
69660 Collonges au Mont d‘Or
Tel. : +33 (0) 472/42 90 90
www.bocuse.fr
Nennen wir es einmal eine extravagante Ausstrahlung, die das Restaurant von Paul Bocuse in Lyon vermittelt. Bei uns würde man beim Anblick wohl eher an ein Chinarestaurant denken als an einen 3-Sternetempel. Das aber ist Paul Bocuse, die Keimzelle der Nouvelle Cuisine. Das Restaurant ist bunt und wirkt mehr als kitschig. Jedoch: Das Ganze hat schon einen gewissen Kathedralen-Charakter.
Schließlich geht es bei einem Besuch in der L’Auberge du Pont de Collonges nicht nur ausschließlich um das Essen des großen Meisters, es geht um das Ganze. Für mich ist es vergleichbar mit einer Oper, für die man sich Tickets sichert, ganz egal, was gerade gespielt wird. 120 Plätze fasst das Restaurant. Unglaublich für einen 3-Sternebetrieb. Und das Erstaunlichste: Das Restaurant ist jeden Abend voll. Reservierungen müssen selbst in Zeiten der Krise Wochen vorher aufgegeben werden. Das ist richtiges Gastronomiebusiness. Beeindruckend.
Während des Bocuse d’Or hatte ich auch die Möglichkeit, mit Monsieur Bocuse persönlich zu sprechen. Nun ist der Mann ja mittlerweile 83 Jahre alt, aber er versprüht nach wie vor eine Begeisterung für diesen Beruf, da können sich viele der Jungen etwas abschauen.
Überrascht war ich dann auch vom Essen selbst. Für mich am interessantesten: Beim Meister der Nouvelle Cuisine gibt es große Portionen. Vielleicht sogar zu groß. Jedoch ist alles mit einem perfekten Handwerk zubereitet und auch den Service kann ich als exzellent bezeichnen. Manchmal denkt man, die Zeit ist stehen geblieben. Irgendwann in den…
Fotos: Paul Bocuse
40 Rue de la Plage
69660 Collonges au Mont d‘Or
Tel. : +33 (0) 472/42 90 90
www.bocuse.fr
Nennen wir es einmal eine extravagante Ausstrahlung, die das Restaurant von Paul Bocuse in Lyon vermittelt. Bei uns würde man beim Anblick wohl eher an ein Chinarestaurant denken als an einen 3-Sternetempel. Das aber ist Paul Bocuse, die Keimzelle der Nouvelle Cuisine. Das Restaurant ist bunt und wirkt mehr als kitschig. Jedoch: Das Ganze hat schon einen gewissen Kathedralen-Charakter.
Schließlich geht es bei einem Besuch in der L’Auberge du Pont de Collonges nicht nur ausschließlich um das Essen des großen Meisters, es geht um das Ganze. Für mich ist es vergleichbar mit einer Oper, für die man sich Tickets sichert, ganz egal, was gerade gespielt wird. 120 Plätze fasst das Restaurant. Unglaublich für einen 3-Sternebetrieb. Und das Erstaunlichste: Das Restaurant ist jeden Abend voll. Reservierungen müssen selbst in Zeiten der Krise Wochen vorher aufgegeben werden. Das ist richtiges Gastronomiebusiness. Beeindruckend.
Während des Bocuse d’Or hatte ich auch die Möglichkeit, mit Monsieur Bocuse persönlich zu sprechen. Nun ist der Mann ja mittlerweile 83 Jahre alt, aber er versprüht nach wie vor eine Begeisterung für diesen Beruf, da können sich viele der Jungen etwas abschauen.
Überrascht war ich dann auch vom Essen selbst. Für mich am interessantesten: Beim Meister der Nouvelle Cuisine gibt es große Portionen. Vielleicht sogar zu groß. Jedoch ist alles mit einem perfekten Handwerk zubereitet und auch den Service kann ich als exzellent bezeichnen. Manchmal denkt man, die Zeit ist stehen geblieben. Irgendwann in den …
… 80er-Jahren. Dann zum Beispiel, wenn der Dessertwagen bei einem Halt macht. Wo gibt es das denn heute noch? Andererseits ist so etwas auch nur hier in Lyon bei Bocuse vorstellbar. Es kommt einfach ehrlich rüber. Das macht Eindruck auf die Gäste. Und auch auf mich. Man kann es einfach zusammenfassen und im Grunde ist es das Wesentlichste der Gastronomie: Es schmeckt und der Besuch hat Spaß gemacht. Eine willkommene Alternative zur minutiös geplanten und oft verkrampften Sterneküche.
Der wahre große Moment, das echte Erlebnis in der L’Auberge du Pont, kommt aber dann, wenn Paul Bocuse persönlich aus der Küche erscheint. Dann ist Ausnahmezustand im Restaurant. 120 Leute beklatschen den 3-Sternemann, die meisten erheben sich von ihren Plätzen. Alles bestaunt Bocuse, wie er durch die Reihen geht, sich feiern lässt und Fotos mit seinen Gästen macht. Das ist wahrlich eine große Show. Das muss man gesehen haben.
Was man natürlich weiß: Der Auftritt aus der Küche ist gestellt. Denn selbst kochen tut Bocuse schon lange nicht mehr. Das sagt er auch selber. Wer denn den Kochlöffel schwingt, wenn er einmal nicht da ist, will ich wissen. „Derselbe, der kocht, wenn ich da bin“, entgegnet Bocuse mit Augenzwinkern. Wen er damit meint: Christian Bouvarel, seinen Küchenchef.
Ob Bocuse noch immer 3 Sterne verdient, werde ich oft gefragt. Immerhin hält er diese Auszeichnung ja bereits seit 1965. Ich kann nur sagen, ja. Die Performance in seinem Restaurant ist top, das Servicepersonal perfekt aufgestellt, die Kulinarik vom Feinsten, rundum ein tolles Erlebnis auf höchstem Niveau. Bitte sehr. Das ist jedenfalls mein Urteil.
Was hier ebenfalls noch erwähnt sein sollte und was wohl ein einzigartiges Novum in der 3-Sternegastronomie ist: Der Andrang an Schaulustigen, die nur durch das Restaurant spazieren und einen Blick in die Küche werfen, ist enorm. Sogar nach Mitternacht halten noch Taxis vor dem Lokal, Leute steigen aus und lassen sich davor fotografieren. Das L’Auberge du Pont? Sicher eines der markantesten Restaurants der Welt. Unbedingt einen Besuch wert!