Arbeiten beim Baltischen Tiger

Ob und wie du in Estland, Lettland und Litauen jobtechnisch durchstartest, haben wir für dich herausgefunden.
November 13, 2015 | Fotos: Shutterstock, Frank Weidlich, Swissôtel, IDW Esperanza Resort, Kempinski Hotels, Radisson Blu Latvija

Arbeiten beim Baltischen Tiger

Ein gemeinsamer Nachbar (Russland), eine gemeinsame Vergangenheit (Kommunismus) und viel Ungewisses verbinden das Baltikum, beziehungsweise Estland, Lettland und Litauen. In den letzten Jahren hat sich mit dem EU-Beitritt wirtschaftlich immens viel getan. Am Job-Radar Westeuropas taucht das Baltikum dennoch vergleichsweise selten auf. Schade eigentlich, meint Philipp Soost, F&B-Manager im Kempinski Hotel Cathedral Square in Vilnius. Der gebürtige Leipziger ist seit der Eröffnung im September 2012 vor Ort. Was die litauische Kulinarik angeht, hat der F&B-Profi den Überblick: Die lokale Küche ist von den ehemaligen Besatzungsländern Russland und Polen geprägt. Heimische Produkte wie Schweinefleisch, Knoblauch, Rote Bete, Kartoffeln und Hering landen darum nach wie vor häufig in den Kochtöpfen der Litauer. Dieser doch sehr bodenständigen Küche bescheinigt Soost aber einen immer größeren internationalen Einfluss. Das ist der Reisetätigkeit der jungen kreativen Kochszene zu verdanken.

Arbeiten beim Baltischen Tiger
Arbeiten in Estland, Lettland und Litauen
Ein gemeinsamer Nachbar (Russland), eine gemeinsame Vergangenheit (Kommunismus) und viel Ungewisses verbinden das Baltikum, beziehungsweise Estland, Lettland und Litauen. In den letzten Jahren hat sich mit dem EU-Beitritt wirtschaftlich immens viel getan. Am Job-Radar Westeuropas taucht das Baltikum dennoch vergleichsweise selten auf. Schade eigentlich, meint Philipp Soost, F&B-Manager im Kempinski Hotel Cathedral Square in Vilnius. Der gebürtige Leipziger ist seit der Eröffnung im September 2012 vor Ort.

Was die litauische Kulinarik angeht, hat der F&B-Profi den Überblick: Die lokale Küche ist von den ehemaligen Besatzungsländern Russland und Polen geprägt. Heimische Produkte wie Schweinefleisch, Knoblauch, Rote Bete, Kartoffeln und Hering landen darum nach wie vor häufig in den Kochtöpfen der Litauer. Dieser doch sehr bodenständigen Küche bescheinigt Soost aber einen immer größeren internationalen Einfluss. Das ist der Reisetätigkeit der jungen kreativen Kochszene zu verdanken.

Kühle Locals mit Aufholbedarf

„Die Litauer sind freundlich und zurückhaltend, einmal kennengelernt, aber auch herzlich und offen“, beschreibt Soost seinen Eindruck von den Einheimischen. Frank Weidlich, Executive Assistant Manager im Radisson Blu Vilnius, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. In Riga, wo er seit sieben Monaten lebt, wurde er sehr gut aufgenommen. „Die Letten lehnen sich mehr an Europa an, um dem russischen Einfluss zu entgehen“, erklärt er.

Darum sei auch seine Nationalität noch nie ein Problem gewesen. Es sind eher die Russen, auf die die Letten, Litauer und Esten nicht so gut zu sprechen sind. Aus historischen Gründen, versteht sich. Was einem beim Arbeiten mit den Locals sonst so auffällt: Es kommt kaum Feedback zurück und sie legen wenig Eigeninitiative an den Tag. Dass man Geduld mit den einheimischen Arbeitern haben muss, kann auch Muriel Stauffer bestätigen, zuständig für HR und Training bei Kempinski Vilnius. „Die Leute vor Ort haben einfach nicht die Erfahrung“, so die Schweizerin.

Mehr als die kulturellen Eigenheiten sieht sie aber die Sprachbarrieren als Herausforderung im Arbeitsalltag – sie und Frank Weidlich lernen jeweils Russisch nebenher. Aufgrund der hohen Russen-Quote unter den Einheimischen und Gästen kann das keinesfalls schaden und internationaler als die jeweiligen Landessprachen ist es auch.

baltische Hotelanlagen

 

Um die kommt man nicht herum, wenn man plant, seinen Lebensmittelpunkt auf Dauer ins Baltikum zu verlegen. So sind in Vilnius kaum offizielle Informationen, wie zum Beispiel in Krankenhäusern, auf Englisch zu bekommen – eine kostenpflichtige Übersetzung ist dann nötig. Da lernt man dann doch lieber die Amtssprache … Das wäre übrigens auch sinnvoll, wenn man angesichts der etwas aufwändigen Bürokratie Zeit und Nerven sparen möchte.

Das betrifft zum Teil auch die Schritte, die vor Antritt einer neuen Stelle getätigt werden müssen: Abhängig vom geplanten Aufenthaltsland können trotz EU-Mitgliedschaft Bewilligungen vonnöten sein. Je nach Arbeitgeber werden die einem abgenommen. Stauffer: „Man bekommt zwar meist, was man möchte, braucht aber viel länger dafür. Diese Formalitäten sind zum Teil noch sehr vom Kommunismus geprägt.“ Warum in aller Welt man denn jetzt trotz Sprachbarrieren und Kommi-Bürokratie ins Baltikum gehen sollte? Weil Fachkräfte in Hotellerie und Gastronomie rar sind. Das liegt in erster Linie daran, dass die Ausbildung in diesen Bereichen praktisch nicht vorhanden ist. Auch bei der Kundenorientierung der Balten hapert es sehr, so Stauffer: „Es gibt hier zwar viele Bars und Restaurants, wenn man aber vom Fach ist, sieht man den Handlungsbedarf in diesem Punkt.“ Hier könnte also fast noch Pionierarbeit in der Gastro geleistet werden!

Die Lebensqualität und die Lebenshaltungskosten sind übrigens auch ein Pro – letztere liegen im ganzen Baltikum unter dem EU-Schnit. Ein Bier kostet zum Beispiel im Lokal konsumiert 2,50 Euro. Mit Euro bezahlt man allerdings nur in Estland. In Litauen und Lettland sollte man mit Litas und Lats ausgerüstet sein. Was es zu bedenken gilt: Die großen Unterschiede liegen in allen drei Ländern zwischen Land und Stadt. Die Städte sind auch hier weit internationaler ausgerichtet als die ruralen Gebiete. Wer dazu beitragen möchte, endlich ein Klischee für das Baltikum in die Welt zu setzen, für den ist jetzt die richtige Zeit!

Der Karrierecheck

Die wichtigsten Kriterien im Check
Das sollten Sie wissen, bevor Sie zu arbeiten beginnen.

Jobangebot

Ausgebildete Köche und Hotelpersonal werden benötigt. Internationale Hotel- und Gastroketten haben bereits Dependancen vor Ort oder planen sie – die Nachfrage dürfte damit weiter steigen.

Karrierechancen

Im Baltikum gibt es kaum Fachschulen für Tourismus und Hotellerie – gut ausgebildete Fachkräfte sind gefragt. Da viele Expats das Baltikum nach ein paar Jahren wieder verlassen, sind die Aufstiegschancen gut.

Arbeitsumfeld

Esten, Letten und Litauer sind eher verschlossen und arbeiten nicht so selbstständig wie Westeuropäer. Etwas Geduld ist grundsätzlich gefragt – der Kommunismus hat seine Spuren hinterlassen!

Sprachbarrieren

Mit Englisch und Russisch kommt man eigentlich über die Runden. Die jeweilige Landessprache ist vor allem dann wichtig, wenn man bleiben und aufsteigen möchte.

Benefits

Die Benefits sind je nach Unternehmen, Vertrag und Expat-Package verschieden. Individuell ausgehandelt, können sie Versicherung, Wohnung oder anderes betreffen.

Gehalt

Die meisten Expats haben Packages ausgehandelt, die dem europäischen Gehaltsschnitt entsprechen. Das Landesdurchschnittsgehalt ist viel zu gering.

Die Besten Jobadressen

Hier finden Sie den Traumjob:

Tophäuser und Hotelketten

www.radissonblu.com

www.kempinski.com

www.starwoodhotels.com

www.swissôtel.com

www.grandpalaceriga.com

www.slh.com

www.idwesperanzaresort.com

www.telegraafhotel.com

www.blackrockcareers.com

Querschläger mit Erfolg

phpUdZA7vFrank Weidlich studierte Chemie. Davon nahm sich Der Deutsche aber eine Auszeit und ging als Au-Pair nach Frankreich. Dort Blieb er dann, Aber nicht als Kindermädchen, sondern als Mädchen für alles in der hotellerie. Dabei ist der inzwischen 32-Jährige geblieben und macht jetzt nach England und Frankreich Station in Riga, Lettland.

ROLLING PIN: Was war Ihr Beweggrund, nach Lettland zu gehen?

Frank Weidlich: Ich bin seit sechs Jahren bei Radisson Blu, habe aber noch nie in einem so großen Haus (570 Zimmer, Anm.) gearbeitet. Da ich Erfahrungen sammeln wollte und das Baltikum von früher kenne und mag, habe ich die Chance ergriffen und bin jetzt schon sieben Monate hier.

RP: Wie sieht denn das Jobangebot im Baltikum momentan aus?

Weidlich: Echtes Know-how und Fachkräfte sind hier immer gefragt. Viele von den gut ausgebildeten Letten gehen nämlich woanders hin, um mehr zu verdienen.

RP: Ist die Bezahlung denn so schlecht?

Weidlich: Das Durchschnittsgehalt der Letten ist sehr niedrig. Die Expat-Gehälter bei internationalen Ketten sind aber im europäischen Mittel, da braucht man sich keine Sorgen zu machen. Und die Lebenshaltungskosten sind hier im Vergleich zu Deutschland relativ gering.

RP: 2010 war ja auch im Baltikum das absolute Krisenjahr – davor wuchs die Wirtschaft irrsinnig schnell. Wie sieht das heute aus?

Weidlich: 2010 war natürlich auch hier sehr hart, inklusive großer Einbußen. Aber langsam kommen wir wieder zu den Zahlen von früher. Das Positive ist, dass der Markt weit dynamischer wächst als in Frankreich oder Deutschland!

RP: Wie sieht es mit den Sprachen aus – was wird von den Angestellten verlangt?

Weidlich: Die meisten hier sprechen Lettisch, Russisch und Englisch, von den baltischen Angestellten wird das auch verlangt. Bei Expats reicht eigentlich Englisch für den Einstieg, damit kommt man erstaunlich gut klar. Ein wenig Russisch lerne ich aber mittlerweile auch.

www.radissonblu.com/latvijahotel-riga

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