Arbeiten in Brasilien

Ein Jahr Auszeit vom rigiden Arbeitsrhythmus: Ein Job in Rio und Umgebung ist etwas für Abenteuerlustige. Jedes Jahr entstehen Tausende neue Arbeitsplätze – Brasilien boomt.
November 13, 2015 | Fotos: Embratur, Marina Palace Hotel, Rio de Janeiro, Shutterstock, Leonardo/RIO, beigestellt

Der ausgelassene Karneval von Rio, freizügiger Samba, die berühmt-berüchtigte Copacabana, das Amazonasgebiet, die pulsierende Millionenmetropole São Paulo – wer Brasilien hört, der denkt an überschäumende Lebensfreude, Party, Sonne, Strand und mehr. Und tatsächlich: Der gebürtige Deutsche Olaf Knocke, der seit mehr als acht Jahren in Brasilien lebt und auf Kreuzfahrtschiffen arbeitet, kann das nur bestätigen. „Es sind einfach die entspannte Lebenseinstellung, das lockere Miteinander und die Brasilianer, die Feiern und Geselligkeit lieben. Wer einmal in Brasilien gelebt hat, der will immer wieder kommen. Hier gibt es das strenge Leben, das die Deutschen gewohnt sind, nicht.“ Die Lebenshaltungskosten sind absolut niedrig, dafür sind aber auch keine Topgehälter zu erwarten. „Wer Spaß am Job hat und Südamerika gerne kennenlernen will, für den zahlt es sich auf alle Fälle aus, in Brasilien zu arbeiten“, sagt Knocke.

Mit mehr als acht Millionen Quadratkilometern umfasst Brasilien beinahe die Hälfte des südamerikanischen Kontinents und ist das fünftgrößte Land der Erde, entlang der 7400 Kilometer langen Küste gibt es zahlreiche Strände und damit auch Hunderte Hotels und Restaurants. Rund 1000 deutsche Betriebe im Großraum São Paulo bilden die weltweit größte Konzentration deutscher …

eine ältere Dame an ihrem Schreibtisch, lächelnd in die Kamera… Industrieunternehmen, in der Region um Blumenau im Bundesstaat Santa Catarina existiert eine historische deutsche Enklave, in der auch die deutsche Gastronomie (inklusive Oktoberfest in mehr als 20-jähriger Tradition!) großgeschrieben wird. Zu den meistbesuchten touristischen Regionen und damit auch zu den Zentren für Jobs in Hotellerie und Gastronomie gehören neben Blumenau und Rio de Janeiro im Süden das Gebiet um Salvador und For­taleza, Manaus im Bundesstaat Amazonas, das gigantische Feuchtgebiet Pantanal sowie natürlich die Metropole São Paulo, in der sich viele der großen Hotelketten finden. Insgesamt kann Brasilien mit 25.000 Hotels aufwarten, darunter mehr als zwei Drittel kleinere Häuser.

Neue Hotels bringen neue Jobs

Eine Million Jobs stehen im Tourismus zur Verfügung „der Boom ist groß, vor allem qualifizierte Leute aus dem Ausland werden gesucht“, berichtet die Brasilianerin Margaret Grantham, die für die deutsche Tourismuszentrale in Brasilien gearbeitet hat und jetzt Geschäftsführerin von Embratur Deutschland, der Niederlassung der brasilianischen Tourismusbehörde in Frankfurt, ist. Dennoch wird Brasilien im Vergleich zu China oder Indien noch unterschätzt – Hotelinvestoren halten sich oft noch zurück. Ketten wie Sheraton oder Hilton sind freilich längst vertreten, auch Iberostar hat bereits investiert. Ein Iberostar-Kreuzfahrtschiff kreuzt auf dem Amazonas, 2006 wurde mit dem Iberostar Bahia ein All-inclusive-Resort für gehobene Ansprüche am Sandstrand von Praia do Forte errichtet, im Oktober öffnet ein weiteres Haus mit mehr als 500 Zimmern gleich nebenan, zudem soll der Komplex noch bis zum Jahr 2009 erweitert werden. Der Ort – in den 80ern noch ein verschlafenes Fischerdorf – hat sich mittlerweile zu einem der teuersten Badeorte Brasiliens entwickelt.

Und es tut sich auch sonst einiges, die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt setzt zum Sprung zur wirtschaftlichen Großmacht an. Jedes Jahr entstehen seit 2004 regelmäßig 2,5 Millionen Stellen für qualifizierte Kräfte. Gerade Jobsuchende aus dem europäischen Raum sind gefragt – die fundierte Ausbildung, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit werden von den Brasilianern geschätzt. Auf alle Fälle sind Fremdsprachenkenntnisse wichtig, Portugiesisch ist nicht immer ein Muss. „In den touristischen Regionen sind Englisch und andere Sprachen noch immer nicht genug verbreitet, daher werden derzeit auch Kurse für die Einheimischen forciert“, erklärt Grantham.

Der Weg zum Visum

Die Gesetzeslage hat sich in den letzten Jahren verändert, Arbeitsvisa sind nicht mehr ganz so einfach zu bekommen. Zwei Drittel der Beschäftigten in Unternehmen müssen Brasilianer sein. Der Arbeitgeber hat den Nachweis zu erbringen, dass nur ein ausländischer Arbeitnehmer den Job gemäß den Anforderungen erledigen kann. Erst dann wird ein Arbeitsvisum ausgestellt.
Inhaber eines befristeten Visums müssen sich innerhalb von 30 Tagen ab ihrer Einreise nach Brasilien bei der Policia Federal registrieren lassen. Diese stellt ihnen Papiere aus, die sie während ihres Aufenthalts im Land benutzen können.

Jobsuche

Die Jobsuche gestaltet sich am einfachsten über einen Headhunter oder Jobagenturen (da sie den Markt vor Ort sehr genau kennen) beziehungsweise über internationale Hotelkonzerne, die auch Häuser in Brasilien haben – die Ausschreibungen für Jobs in dem südamerikanischen Land sind nämlich nicht unbedingt reich gesät. Wenn brasilianische Unternehmen einen deutschen Mitarbeiter suchen, wenden sie sich in der Regel an deutsche Medien oder Internetstellenbörsen. Am einfachsten ist es, als Berufseinsteiger oder Student über ein Praktikum in den brasilianischen Arbeitsmarkt einzusteigen.

Die Gehälter sind sehr unterschiedlich, mit rund 1500 Euro darf man in mittleren Positionen monatlich rechnen. Für einen Posten an der Rezeption muss man sich auch schon mal mit 800 Real (umgerechnet rund 300 Euro) zufriedengeben. Grundsätzlich gilt, dass die Löhne der im Unternehmen beschäftigten Ausländer ein Drittel der gesamt gezahlten Löhne nicht übersteigen dürfen. Dafür ist das Leben überaus günstig. Eine Zweizimmerwohnung in São Paulo ist bereits für 200 Euro Miete im Monat zu haben, außerhalb von Rio kann man um das gleiche Geld bereits eine ganze Haushälfte für sich beanspruchen.

Ausweise und Co.

Was die gesetzlichen Formalitäten anbelangt, sind alle Berufstätigen in Brasilien verpflichtet, einen Arbeits- und Sozialversicherungsausweis zu besitzen. Dieses Dokument – bekannt als Arbeitsausweis – ist tatsächlich ein kleines blaues Buch. Ohne diese Urkunde dürfen brasilianische Unternehmen keine Personen anstellen. Alle Ausländer, die in Brasilien arbeiten, müssen diesen Ausweis beim Arbeitsamt, das ihrem Wohnsitz am nächsten liegt, beantragen. Die Steuerkarte – CPF für Cadastro de Pessoa Física oder CIC für Cartão de Identificação do Contribuinte – ist auch für Ausländer Pflicht und berechtigt erst zur Eröffnung eines Bankkontos.

„Brasilien hat als Destination großes Potenzial“

ein Hotelgast unterhält sich mit einem Mitarbeiter vor dem Hotel, Froschperspektive
Brasilien als Zukunftsmarkt: Iberostar investiert gerade kräftig. Marketingdirektorin Heike Genschow über Karrierechancen im Sambaland.

ROLLING PIN: Wie einfach oder schwierig ist es, in Brasilien Karriere zu machen?

Heike Genschow: Wenn man eine entsprechende Ausbildung aufweisen kann, engagiert ist und mehr als zwei Fremdsprachen beherrscht, steht einer Karriere nichts im Wege. Brasilien ist ein faszinierendes Land. Ich habe selten so eine herzliche, gastfreundliche Bevölkerung kennenlernen dürfen, die so viel Lebensfreude verkörpert. Brasilien ist exotische Vielfalt pur, es ist ein Land zum Leben und Kennenlernen.

RP: Aus welchen Gründen hat sich Iberostar für umfangreiche Investitionen in der Hotellerie entschieden?

Heike Genschow: Wir haben schon früh erkannt, dass Brasilien zu einer aufstrebenden Destination mit viel Potenzial in der Tourismusindustrie avancieren wird. Wir sind seit drei Jahren hier aktiv. Die Kombination aus landschaftlicher Vielfalt, üppiger Tierwelt, kilometerlangen Palmenstränden, mannigfacher Kultur, Temperaturen um 27 Grad Celsius das ganze Jahr über und einer herzlichen Bevölkerung macht Brasilien zu einem zukunftsträchtigen, sehr interessanten Reiseziel.

RP: Wo ist Iberostar als Arbeit- und Gastgeber tätig?

Heike Genschow: Unser Debüt hatten wir mit dem Hotelschiff Iberostar Grand Amazon, das den Amazonas und den Rio Negro befährt. Wir haben unseren Expansionskurs im Norden Brasiliens in der Nähe der Weltkulturerbestadt Salvador de Bahia fortgesetzt. Das Iberostar Bahia, eine All-inclusive-Anlage mit 632 Suiten und sechs Restaurants, wurde als erstes Hotel des insgesamt drei Häuser umfassenden Fünfsternekomplexes Iberostar Praia do Forte Golf & Spa Resort e Villas eröffnet. Im Oktober 2008 kommt das zweite Hotel des Resorts hinzu. 2009 soll der gesamte Komplex mit drei Hotels, einer Villenanlage, acht Restaurants, Shopping- und Wellnesszentren fertiggestellt werden.

RP: Wie viel wurde investiert? Woher kommen die Gäste, die zu betreuen sind?

Heike Genschow: Die Gesamtinvestition des Resorts mit insgesamt 1600 Unterkünften, das auf einer Gesamtfläche von 213 Hektar entsteht, bewegt sich bei ungefähr 250 Millionen Euro. Es ist unsere Herausforderung, unseren Gästen in einer sehr jungen, aufstrebenden Destination den gewohnten hohen Standard zu bieten. 50 Prozent unserer Gäste kommen aus Brasilien, 25 Prozent aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

RP: Wie viele Europäer arbeiten bei Ihnen, suchen Sie nach Mitarbeitern aus dem deutschsprachigen Raum?

Heike Genschow: Wir sind immer an motivierten Mitarbeitern interessiert, die sich gerne in ein buntes Team vieler Nationalitäten einbringen wollen. Der Anteil von Kräften aus dem deutschsprachigen Raum ist momentan noch gering, das kann sich aber in nächster Zukunft mit der Eröffnung des neuen Hauses Iberostar Praia do Forte ändern.

RP: Welche Anforderungen stellen Sie?

Heike Genschow: Bewerber sollten einen entsprechenden hotelfachlichen Hintergrund mitbringen, Freude haben, mit Menschen zusammenzuarbeiten, eine gastfreundschaftliche Grundeinstellung besitzen und hohe Ansprüche an die eigene Arbeit stellen. Darüber hinaus sind Sprachkenntnisse, besonders fließend in Portugiesisch, Englisch und Spanisch, ein Muss.

Kontakt

Iberostar Bahia
Rodovia BA 099, km 56
Praia do Forte, km 56
CEP: 48.280-000
Tel: +55 71 36 76 42 00
http://www.iberostar.com

Der Karrierecheck

Ader Strand und dahinter die Wolkenkratzer bei Nacht in Rio de Janeiro rbeitsumfeld

Die Lebenshaltungskosten sind niedrig, die Arbeitseinstellung ist entspannt. Abseits der Urlaubszentren haben die Großstädte mit Kriminalität und Armut großer Bevökerungsteile zu kämpfen. Hier gilt es, achtsam zu sein.

Jobangebot

Die Wirtschaft befindet sich im Aufschwung, viele neue Jobs entstehen. Qualifizierte Arbeitskräfte aus dem europäischen Raum sind durchaus gefragt.

Karrierechancen

Der Einstieg in den Arbeitsmarkt ist über ein Praktikum am einfachsten. Einen Job in Brasilien kann man eher als ein Jahr Ausstieg vom rigiden europäischen Arbeitsalltag sehen. Expats finden sich oft in Führungspositionen.

Benefits

Extras sind nicht die Regel. Es empfiehlt sich auch eine eigene Krankenversicherung.

Freizeitfaktor

Brasilianer lieben Feiern und Geselligkeit. Ob Strand, pulsierende Stadt oder Regenwald – das fünftgrößte Land der Erde bietet für jeden Geschmack etwas.
Bewerbungsinfos 

Erste Informationen: 
Brasilianische Botschaft in Berlin: brasilianische-botschaft.de 
Deutsche Handelskammer in Brasilien: www.ahkbrasil.com 
Brasilianische Botschaft in Wien: www.brasilemb.at 

Hotels 
www.hilton.com 
www.iberostar.com 
www.sheraton.com 
www.hotelmarina.com.br 
www.hotel-cocoon.com 
www.celihotel.com.br 
www.saopaulo.grand.hyatt.com 
www.brasiliaalvorada.com.br 
www.mercure.com 
www.naoumplaza.com.br 
www.hotelunique.com.br 
www.pontadosganchos.com.br

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