Die Zukunft des Urlaubs

Wie sieht der Urlaub der Zukunft aus? Und wie soll die Tourismusbranche darauf reagieren? Experte Peter Zellmann über die wichtigsten Trends.
November 13, 2015

Peter ZellmannDie Tourismuswirtschaft befindet sich in einer Umbruchphase. Nicht nur die Vertriebswege haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert – den Reisebüros ist erhebliche Konkurrenz durch Supermarktketten und Internetplattformen erwachsen –, auch die Erwartungshaltung des Gastes hat einen Wandel vollzogen. „Obwohl ein großer Teil der Touristen den Urlaub auch künftig wie gewohnt verbringen will – Sonne, Strand, Erholung –, sind die aktuellen Trends von Bedeutung. Sie spielen zwar nicht die Hauptrolle, aber eine entscheidende Nebenrolle bei der Wahl des Urlaubszieles“, weiß Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT Wien).

Trend 1: Poleposition für Wellness und Gesundheit
Der Wellnesstrend hält ungebrochen an. Je stärker sich die Hektik unseres Alltags bemerkbar macht, desto ausgeprägter wird der Wunsch, wenigstens im Urlaub zur Ruhe zu kommen und „die Batterien aufzuladen“. In Deutschland ist die Sehnsucht noch stärker ausgeprägt als in Österreich: 69 % der Deutschen träumen von einem Wellnessurlaub. Dennoch ist eine Entwicklung unübersehbar: „Die Leute streben eine Einheit aus Körper, Geist und Seele an, zu der neben körperlicher Ertüchtigung und therapeutischen Anwendungen auch eine gesunde Ernährung und eine geistige Weiterentwicklung gehören“, so Peter Zellmann. Möchte ein Wellnessbetrieb künftig punkten, so ist ein entsprechendes Rahmenprogramm, das all diese Bedürfnisse befriedigt, unerlässlich. Diese „Software“ ist mindestens ebenso wichtig wie die „Hardware“. Nur dann sind noch Expansionschancen vorhanden – wenn Wellness dagegen auf Pool und Sauna beschränkt bleibt, so ist der Markt gesättigt.
In Deutschland macht sich dieser erhöhte Anspruch auch dadurch bemerkbar, dass…

phpDIl1mgDie Tourismuswirtschaft befindet sich in einer Umbruchphase. Nicht nur die Vertriebswege haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert – den Reisebüros ist erhebliche Konkurrenz durch Supermarktketten und Internetplattformen erwachsen –, auch die Erwartungshaltung des Gastes hat einen Wandel vollzogen. „Obwohl ein großer Teil der Touristen den Urlaub auch künftig wie gewohnt verbringen will – Sonne, Strand, Erholung –, sind die aktuellen Trends von Bedeutung. Sie spielen zwar nicht die Hauptrolle, aber eine entscheidende Nebenrolle bei der Wahl des Urlaubszieles“, weiß Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT Wien).

Trend 1: Poleposition für Wellness und Gesundheit
Der Wellnesstrend hält ungebrochen an. Je stärker sich die Hektik unseres Alltags bemerkbar macht, desto ausgeprägter wird der Wunsch, wenigstens im Urlaub zur Ruhe zu kommen und „die Batterien aufzuladen“. In Deutschland ist die Sehnsucht noch stärker ausgeprägt als in Österreich: 69 % der Deutschen träumen von einem Wellnessurlaub. Dennoch ist eine Entwicklung unübersehbar: „Die Leute streben eine Einheit aus Körper, Geist und Seele an, zu der neben körperlicher Ertüchtigung und therapeutischen Anwendungen auch eine gesunde Ernährung und eine geistige Weiterentwicklung gehören“, so Peter Zellmann. Möchte ein Wellnessbetrieb künftig punkten, so ist ein entsprechendes Rahmenprogramm, das all diese Bedürfnisse befriedigt, unerlässlich. Diese „Software“ ist mindestens ebenso wichtig wie die „Hardware“. Nur dann sind noch Expansionschancen vorhanden – wenn Wellness dagegen auf Pool und Sauna beschränkt bleibt, so ist der Markt gesättigt.
In Deutschland macht sich dieser erhöhte Anspruch auch dadurch bemerkbar, dass jeder zweite Bundesbürger (49 %) das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden will, indem er dem Wellnessaufenthalt einen medizinischen Aspekt hinzufügt. „Medical Wellness“ nennt sich diese Urlaubsform, die den Wohlfühlaufenthalt durch einen gesundheitsorientierten Charakter ergänzt. Sepp Schellhorn, Präsident des Österreichischen Hotelierverbandes (ÖHV): „Nicht jedes Wellnesshotel wird sich einen Kurarzt leisten, sondern mit anderen Zusatzleistungen punkten. Das ­Unwort Wellness ist heute mit zu vielen Bedeutungsinhalten besetzt und muss künftig durch andere Wörter ersetzt werden, welche die jeweilige Spezialisierung besser zum Ausdruck bringen.“

Trend 2: Kurzurlaube boomen
Die Bedeutung des ein- oder zweiwöchigen Sommerurlaubes nimmt deutlich zugunsten kürzerer Urlaubsformen ab. „Tatsächlich entspringen diese nur wenige Tage dauernden Trips in der Mehrzahl der Fälle nicht einem inneren Bedürfnis der Urlauber, sondern eher der Anpassung an berufliche oder organisatorische Gegebenheiten“, sieht Peter Zellmann die Motive.
Spitzenreiter bei den Kurzurlauben sind Städtereisen (49 %), gefolgt von Wellness- (38 %), Kultur- (17 %) und Sportaufenthalten (13 %), wobei die ersten drei Formen eher von höheren Bildungs- und Einkommensschichten konsumiert werden, während Sporturlaube und Reisen zu Sport­events eine Domäne der jüngeren Touristen sind, die aber auch ein starkes Kontingent der Städteurlauber stellen. Ihre Beliebtheit verdanken Städtereisen der Tatsache, dass in sehr kurzer Zeit eine extreme Bandbreite an Erlebnissen vermittelt wird – ein Rezept, das künftig als Vorbild für die anderen Kurzurlaubsformen dienen muss: Gute Erfahrungen hat man etwa mit der Kombination von Wellness mit Sport und Kulinarik gemacht.

phpwIa4lGTrend 3: Natur als Gesamt­kunstwerk
Die Beliebtheit eines Urlaubs in unberührter Natur zeigt nach wie vor steigende Tendenz. Dazu gehört zunächst der Wanderurlaub, der bei Deutschen (40 %) naturgemäß beliebter ist als bei Österreichern (10 %): Wer die Berge vor der Haustür hat, nützt diese eher für Tagesausflüge als für einen ganzen Urlaub. Besonders populär ist diese Urlaubsform bei der Generation der über 50-Jährigen, während der Fahrradurlaub eher eine Domäne für Familien und jüngere Gäste ist. Bei den unter 24-Jährigen sind aber auch Club- und Abenteuerurlaube besonders beliebt.
Während eine intakte Natur früher als Gästemagnet genügte, ist heute damit kaum noch jemand anzulocken. „Man muss den Erholungsraum Natur inszenieren – nicht als verkitschten Themenpark, sondern mit einem umfangreichen Programmangebot, das auch Sport, Unterhaltung und ­Kulinarik einschließt“, schlägt Peter Zellmann vor. Und hier besteht großer Nachholbedarf! Im Outdoorbereich mangelt es vor allem an Schlechtwetterprogrammen, die nicht nur Museum oder Hallenbad lauten können: Es muss markierte Wanderwege für Schlechtwetter geben, die über festen Untergrund zu zahlreichen Hütten führen, wo man die Kleidung trocknen kann und Abwechslung geboten bekommt. Segeln und Surfen wiederum können mit bereitgestellten Neoprenanzügen auch bei Schlechtwetter Spaß machen …

Trend 4: Eine Neudefinition von Qualität
Weitgehend unbekannt war die Tatsache, dass der Begriff „Urlaubsqualität“ vom Gast meist völlig anders definiert wird als die Tourismusindustrie annimmt: Fast zwei Drittel aller Urlauber (61 %) bleiben von den Sternen der Hotels und den Hauben der Restaurants ziemlich unbeeindruckt. Peter Zellmann: „Viel wichtiger ist dem heutigen Urlaubsgast, dass seine persönliche und individuelle Erwartungshaltung erfüllt wird!“
Da sich also nur 39 % der Urlauber an den üblichen Kategorisierungen orientieren, reichen diese keineswegs aus, um zu ­reüssieren. Sepp Schellhorn: „Die Sternekategorisierung kann nur für eine grobe Vorausscheidung dienen. Besser wäre es, die Kategorisierung nicht nur an der Hardware festzumachen, sondern auch an der Software. Es ist schade, dass das WC im Zimmer berücksichtigt wird, nicht aber dessen Sauberkeit …“

Trend 5: Das Ende des Schubladendenkens
Abwechslung wird in Zukunft großgeschrieben! Jeder zweite Gast (48 %) gibt an, dass er im Urlaub sowohl ausspannen als auch möglichst viel erleben möchte. Damit spiegelt der Urlaub der Zukunft eine Vielfalt von Reiseformen wider, wie sie früher unvorstellbar war: „Kaum jemand will mehr zur selben Zeit am selben Ort dasselbe tun, jeder will seine eigenen Wege gehen“, so Peter Zellmann. Als logische Folge daraus verliert der Pauschalurlaub zugunsten eines „Bausteinurlaubes“, der nach individuellen Bedürfnissen zusammengestellt wird, an Beliebtheit.
Diese Entwicklung bringt es mit sich, dass an die Stelle von konkreten Zielgruppen mehr und mehr „Erlebnisgruppen“ treten, die von Alter, Bildung und sozialer Herkunft weitgehend unabhängig sind. Die multi­optionale Kundschaft wird immer unberechenbarer, sodass auch traditionelle Patentrezepte ausgedient haben. Peter Zellmann: „Das Zauberwort heißt Authentizität. Die Lösung kann nur in einer unverwechselbaren Angebotslinie liegen, bei der sich der Betrieb treu bleibt, statt sich einer vermeintlichen Zielgruppe anzubiedern!“ Dem stimmt Sepp Schellhorn zu: „Der Hotelier muss mehr in die Tiefe gehen als in die Breite, indem er sein Angebot exakt auf den angestrebten Gast abstimmt.“

>> Key Facts

  • 69 % der Deutschen träumen von einem Wellnessurlaub, 49 % wollen diesen als „Medical Wellness“ konsumieren.
  • 49 % der Kurzurlaube entfallen auf Städtereisen, 38 % auf Wellness-, 17 % auf Kultur- und 13 % auf Sportaufenthalte.
  • 40 % der Deutschen, aber nur 10 % der Österreicher streben einen Wanderurlaub in den Bergen an.
  • 61 % der Gäste orientieren sich nicht an den Sternekategorisierungen der Hotels, sondern haben individuelle Erwartungshaltungen.
  • 48 % der Besucher wollen sowohl ausspannen als auch viel erleben: Der Bausteinurlaub löst den Pauschalurlaub ab.

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