Inspiration Tour: Barcelona
Sich in der jüngeren Vergangenheit über Barcelona als Wunschdestination zu informieren, hinterließ ein etwas ambivalentes Gefühl. Da ist auf der einen Seite eine Stadt, voller kultureller Vielfalt und Leben, die sowohl Tradition mit Moderne als auch Urbanität mit mediterraner Mentalität kombiniert.
Andererseits stöhnt die Bevölkerung – aus ebendiesen Gründen – unter der Belastung von Massentourismus und Wohnungsnot. Was jedoch Einheimische und Besuchende miteinander verbindet, ist die Lust am Genuss. Und diesem kann man in der katalanischen Hauptstadt so frönen wie in kaum einer anderen Stadt der iberischen Halbinsel.
Sich in der jüngeren Vergangenheit über Barcelona als Wunschdestination zu informieren, hinterließ ein etwas ambivalentes Gefühl. Da ist auf der einen Seite eine Stadt, voller kultureller Vielfalt und Leben, die sowohl Tradition mit Moderne als auch Urbanität mit mediterraner Mentalität kombiniert.
Andererseits stöhnt die Bevölkerung – aus ebendiesen Gründen – unter der Belastung von Massentourismus und Wohnungsnot. Was jedoch Einheimische und Besuchende miteinander verbindet, ist die Lust am Genuss. Und diesem kann man in der katalanischen Hauptstadt so frönen wie in kaum einer anderen Stadt der iberischen Halbinsel.
Sieben Türen in die Welt katalanischer Tradition
„Corona hat einiges verändert“, erzählt dazu Jürgen Mann. Der Verleger und Eigentümer von Creative Cuisine, der als solcher jahrelang mit den Adrià-Brüdern kooperierte, hat selbst in Barcelona gelebt und beobachtet die Kulinarikwelt der Stadt auch heute noch intensiv.
„Hier haben junge Köche eine neue Szene geschaffen. Damit konnten sich mittlerweile viele Lokale etablieren, die eines verbindet: Sie sind locker, leistbar und von hoher Qualität. Es gibt dabei viel Auswahl: Restaurants, die eine Mischung aus Bar und Gastro darstellen. Solche, die sich auf Süßes spezialisiert haben. Und Fusionsküche.“
Alles klar, dann starten wir unsere Inspiration Tour durch Barcelona im Alapar, das am Standort des ehemaligen Pakta von Albert Adrià betrieben wird – von dessen früherem Küchenchef Jaume Marambio. Hier wird Nikkei Cuisine im mediterranen Stil serviert – als japanisch-katalanische Küche.

Klar aber ist: Wer sich auf Inspiration Tour durch die katalanische Metropole begibt, muss auch Tradition suchen. Darum kehren wir im Hofmann ein – und zwar nicht im Restaurant (obwohl ebenfalls ein Klassiker), sondern in der 2008 von Kulinarik-Legende Mey Hofmann eröffneten Pastelería.
Eine Konditorei, die regelmäßig – völlig zu Recht – als beste der Stadt ausgezeichnet wird. Hier entstehen kleine Kunstwerke; von Croissants über Tartes bis zu Pralinen, die längst zu Pilgerzielen für Foodies geworden sind. Nur wenige Schritte weiter in der Altstadt empfängt uns die Vila Viniteca.
Eigentlich ein Weingeschäft, das seit 1932 besteht, doch in Wahrheit ein Universum für Genießer. Tausende Weine lagern hier, dazu Käsespezialitäten, Jamón Ibérico und Feinkost aus allen Ecken Spaniens. Ein Ort, an dem man nicht nur kauft, sondern entdeckt – mit dem Gefühl, Teil eines kulinarischen Clubs zu sein.
Sagt man Barcelona, muss man Tapas sagen – und die vielleicht besten Patatas Bravas der Stadt gibt es in der Bar Tomàs. In Sarrià, einem Viertel, das noch angenehm unaufgeregt wirkt, brutzeln hier seit Jahrzehnten die Kartoffeln, die schon allein eine Reise rechtfertigen. Dazu Aioli und die scharfe rote Soße. Simpel, ehrlich, perfekt.
In der ehemaligen Moritz-Brauerei in der Ronda de Sant Antoni wiederum lockt die moderne Avantgarde: Alkimia und das kleinere Schwesternprojekt Alkostat von Sternekoch Jordi Vilà. Während Alkimia in historischem Ambiente avantgardistische Menüs auf Sterneniveau serviert, steht Alkostat für Casual Dining auf hohem Niveau – katalanische Küche, neu interpretiert, zugänglich und doch überraschend.
Wem der Sinn weniger nach Casual steht, sondern das Nach-den-Sternen-Greifen lieber ist, reserviert in Barcelona einen Platz im Enigma von Albert Adrià. Schon der Eintritt gleicht einem Bühnenaufgang – geheimnisvoll, verspielt, multisensorisch. Hier wird nicht nur gekocht, hier wird eine eigene Welt kreiert, in der Geschmack, Inszenierung und Emotion verschmelzen sollen.
Von der Snackbar bis zur Sterneküche: Barcelona hat sie alle
20 Gehminuten entfernt wartet noch ein weiterer Fixpunkt der internationalen Gourmetszene: Disfrutar. Gegründet von drei ehemaligen El-Bulli-Köchen, gilt es als eines der kreativsten Restaurants weltweit. Jedes Menü ist eine Reise zwischen Texturen, Temperaturen und Aromen – mal humorvoll, mal spektakulär, immer erinnerungswürdig. Zwischendurch mal Lust auf klassische Eleganz?
Dann sollte man im 7 Portes einkehren. Seit 1836 eine Institution, ist es berühmt für seine Paella Parellada, serviert in historischen Räumen mit schwarz-weißen Fliesen. Ein Restaurant, das Geschichte atmet und dennoch lebendig geblieben ist. Aber Moment? Paella essen in Barcelona? Ist das nicht sehr, nun ja, klischeehaft? „In Barcelona gibt es eine Rückbesinnung auf die katalanischen Traditionen“, erklärt dazu Jürgen Mann. „Allerdings neu interpretiert. Die katalanische Küche war immer eine ganz schwere Bauernküche. Sie wird nun leichter gemacht, aber mit traditioneller Basis.“
Gerichte mit Blutwurst und eben auch die – lange als typisches Touristenessen verpönte – Paella finden sich wieder auf den Speisekarten abseits der Touristenpfade. „Die Tradition, die durch den Tourismus verloren ging, hat Barcelona wieder aufgegriffen. Man hat sich auf die eigentlichen Wurzeln besonnen und wieder was richtig Gutes draus gemacht“, so Jürgen Mann.
Tapas beispielsweise. Die sollte man in Barcelona ebenso wenig verpassen wie das Cañete. Lärm, Lachen, Tellerklirren – und dazu zahlreiche köstliche Kleinigkeiten: Gambas a la plancha, iberischer Schinken, aber auch moderne Interpretationen.
Cañete ist Barcelona pur: wild, authentisch, herzlich. In ähnlicher Tradition bewegt sich Paco Meralgo, eine der besten Adressen für Tapas auf gehobenem Niveau. Hier werden Klassiker wie Pimientos de Padrón oder gegrillter Fisch mit einem Twist serviert – einfach, aber brillant ausgeführt.
Wer das Meer auf dem Teller sucht, landet schließlich im legendären Botafumeiro. Ein Restaurant, das seit Jahrzehnten für opulente Fisch- und Meeresfrüchteplatten bekannt ist. Austern, Langusten, Muscheln – alles frisch, alles üppig, alles mit einer Portion Grandezza serviert.
Und wer alles im Blick haben möchte, sucht die Terraza Martinez am Montjuïc auf: Hier genießt man Reisgerichte und Meeresfrüchte mit Blick über Hafen und Stadt. Sonnenuntergang, ein Glas Cava, Arroz negro con sepionetas – schöner kann Barcelona kaum schmecken.
Bar Super – Wenn der Lokalname eigentlich schon alles aussagt…
Zum Schluss noch ein Geheimtipp: Bar Super vis à vis des Markts Santa Caterina. Hier trifft Marktatmosphäre auf moderne Kreativität, es wird gekocht, was gerade frisch verfügbar ist. Authentisch, überraschend, unprätentiös – und genau deshalb so inspirierend.
„Die Einheimischen haben sich die Stadt ein Stück weit zurückgeholt“, so Jürgen Manns Fazit. Dadurch sei neue Gastronomie entstanden. Abseits der „großen Helden“, wie der Experte, der aktuell in Deutschland Nils Henkels neues Buch „Fauna“ herausbrachte, es ausdrückt.
„Die jungen Gastronomen verstehen sich als Handwerker, sind enthusiastisch, machen ihr Ding, bringen Tradition in die Zukunft. Barcelona wird dadurch noch vielfältiger und lässt sich mehr auf seine Bevölkerung ein. Es ist ein neues Selbstbewusstsein entstanden: Wir sind Katalanen, wir können etwas. Und wir sind gut.“
// Best Bars
Auch für Cocktail-Fans ist Barcelona ein Paradies, vereint es doch etablierte Klassiker und kreative Newcomer. Wer Avantgarde erleben will, kommt am SIPS, 2023 zur „World’s Best Bar“ gekürt, nicht vorbei. Eine weitere Lokal-Ikone ist die Boadas Bar, die bereits seit 1933 in Raval einen Fixpunkt für zeitlose Cocktails darstellt. Spektakulär inszeniert wird im Paradiso, einem Speakeasy hinter einer Kühlschranktür. Kräuter-Fans zieht es ins apothekerhafte Dr. Stravinsky, während Foco im hippen Viertel Gràcia als neuer Rising Star brilliert.//
// BEST CAFÉ
Die katalanische Hauptstadt ist längst nicht mehr nur Tapas und Cava. Sie hat sich zu einer Kaffee-Metropole entwickelt. So wird das NØMADs Frutas Selectas in Poblenou aktuell zu den weltweit besten Cafés gezählt. Three Marks in Fort Pienc wiederum gilt als Benchmark für Specialty-Fans, das El Magnífico in Born als Kult-Adresse für Espresso-Puristen. Im Hidden Café (Les Corts) warten Handbrew und Pâtisserie – und die neue Right Side Coffee Bar in Gòtic ist ein Muss für alle, die Barcelona wirklich verstehen wollen.//















