Weinkarte: Jura

Ein Hektar Weidefläche für jede Kuh, ein Käse, zu dem man gelben Wein serviert, und ein Volk, das Rot- vor Weisswein trinkt. Wein, Leute und Essen im Jura sind schräg. Genial schräg.
November 13, 2015

Weinkarte: JuraIllustration: Anna Spindler

Bewohner von isolierten Regionen haben schon immer ihren ganz eigenen Kopf gehabt. Das mag an dem durch die Abgeschiedenheit bedingten Zwang zu ausgeprägter Selbständigkeit liegen. Im französischen Jura kann man jedenfalls wunderbar sehen, was passiert, wenn so ein isoliertes Volk über Jahrhunderte hinweg sein eigenes Süppchen kocht und dazu noch Wein keltert. Zwischen Burgund und der Schweiz gelegen, stößt man daher nämlich heute im Nordosten Frankreichs auf 2000 Hektar Rebfläche, deren Weine zu besonders begehrten Tropfen unter Weinfreaks zählen.
Zum einen wäre da das kontinentale Klima, das straffe, mineralische Weinstile begünstigt. Sein Übriges tut der Boden aus Jurakalk. Chardonnay kommt diese Bedingungen sehr zugute.
Während dieser aber insbesondere in der Nachbarregion Burgund zu den gefeierten Rebsorten gehört, gibt es gelben Wein nur im Jura. Übersetzt: Vin Jaune. Gekeltert wird er aus der lokalen Rebsorte Savagnin. Und nur im historischen Stammgebiet bildet diese Traube nach der Gärung an der Oberfläche ihren charakteristischen weißen Hefefilm. Ähnlich wie der südspanische Fino-Sherry, und dann doch ganz anders. Drei Jahre und sechs Monate reift der Vin Jaune unter dieser Florschicht. Das ist gesetzlich geregelt. Ebenso wie dass jeder Kuh in der Region zumindest ein Hektar Weideland zusteht. Damit der bekannteste Export der Region, nämlich der Comté-Käse, auch garantiert überzeugt.
Abgesehen davon halten die Jurassiennes sich aber nicht steif an Regeln und Gesetze. Wenn sie der Logik nicht dienen. So kommt es auch, dass im Jura Rot- vor Weißwein verkostet wird. Ganz einfach, weil die Rotweine in der Regel leichter als die Weißweine sind. Logisch. Und sehr konsequent.

Gelbes, weißes, rotes Rebenspiel
Eine der Rebsorten, die im Jura zugelassen sind, ist der rote Poulsard. Dieser nimmt etwa 20 Prozent der 2000 Hektar Rebfläche ein. Dahinter folgen im Rotweinbereich Pinot noir mit zehn Prozent und die lokale Trousseau-Traube mit fünf Prozent der Rebfläche. Bekannt ist die Region aber vor allem für ihre Weißweine: Chardonnay wächst dabei auf 1000 Hektar und bringt elegante mineralische Weine hervor. Die neben Poulsard und Trousseau dritte lokale Rebsorte ist Savagnin. Jeweils am ersten Februar-Wochenende kommen Zehntausende Weinfans zusammen, um die „Percée du Vin Jaune“, den Anstich des Vin Jaune, des gelben Weins, zu feiern.

Wo trinken im Jura?
Das Weingut Henri Maire steht als prominentes Aushängeschild für den Weinbau der Region. Geschätzte Erzeuger sind weiters André und Mireille Tissot sowie die Domaine Désiré Petit.

Kleines Gebiet, große Weinvielfalt
Die Weinbauregion Jura im Nordosten Frankreichs besteht aus sechs Appellations Controllése (AC), also definierten Herkünften. Aus der AC Arbois stammen vorwiegend Rotweine aus den lokalen Rebsorten Poulsard oder Trousseau, aber auch Pinot noir. Ein AC Château-Chalon ist immer ein Vin Jaune aus der weißen Rebsorte Savagnin. In der AC L’Étoile entstehen vorwiegend Weißweine – aus Savagnin, hauptsächlich aber aus Chardonnay. Auch in der AC Côtes du Jura werden vorwiegend Weißweine gekeltert. Drei Prozent der Weinproduktion entfallen auf Macvin du Jura. Ein Getränk aus Traubenmost und Marc, also Tresterbrand des Jura. Seit 1991 verfügt der Macvin du Jura über eine eigene AC. Die jüngste AC ist die 1995 ins Leben gerufene AC Crémant du Jura. Weine mit dieser Bezeichnung sind Schaumweine, die nach der traditionellen Methode, also wie in der Champagne, hergestellt wurden.

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