Fehlende Frauen-Power: Warum die Sterneküche so männlich dominiert ist
Die Zahlen sind ernüchternd. Bei der aktuellen Michelinvergabe in Österreich wurden von 82 ausgezeichneten Betrieben lediglich drei von Frauen geführt. Gertraud Sigwart führt das Lokal Sigwart’s, Verena Stattmann die Austria Stuben und Elisabeth Grabmer die Waldschänke. In Deutschland sind aktuell nur 14 Frauen unter den Sterneköchen vertreten. An der Spitze stehen Julia Anna Leitner vom Berliner CODA , Douce Steiner vom Hirschen in Sulzburg und Rosina Ostler vom Alois – Dallmayr Fine Dining in München – sie wurden jeweils mit zwei Sternen ausgezeichnet.

Die Zahlen sind ernüchternd. Bei der aktuellen Michelinvergabe in Österreich wurden von 82 ausgezeichneten Betrieben lediglich drei von Frauen geführt. Gertraud Sigwart führt das Lokal Sigwart’s, Verena Stattmann die Austria Stuben und Elisabeth Grabmer die Waldschänke. In Deutschland sind aktuell nur 14 Frauen unter den Sterneköchen vertreten. An der Spitze stehen Julia Anna Leitner vom Berliner CODA , Douce Steiner vom Hirschen in Sulzburg und Rosina Ostler vom Alois – Dallmayr Fine Dining in München – sie wurden jeweils mit zwei Sternen ausgezeichnet.

Dabei ist der Einstieg in die Gastronomie längst nicht das Problem. Der Anteil von Frauen in gastronomischen Ausbildungen sei ungefähr vergleichbar mit dem Männeranteil. Die Gründe für die Lücke an der Spitze sind struktureller Natur: fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie, lange Arbeitszeiten, physische Belastung – und ein Arbeitsumfeld, das oft von Machtmissbrauch, Sexismus und ungleichen Chancen geprägt ist.
Zwischen Spitzenleistung und strukturellen Barrieren
Köchinnen kämpfen nicht nur mit einem herausfordernden Arbeitsalltag, sondern mit doppelter Last: Sie müssen sich beruflich behaupten und gleichzeitig gegen verkrustete Strukturen ankämpfen. Fälle wie der Machtmissbrauch rund um Ex-Sternekoch Christian Jürgens oder die Sexismusdebatten in der britischen Gastronomie zeigen, wie tief manche Probleme sitzen.
Dass es auch anders geht, beweisen Vorbilder wie Tanja Grandits, die als einzige Zwei-Sterne-Köchin der Schweiz zeigt, dass Erfolg und Familie vereinbar sein können. Doch genau diese Vorbilder fehlen vielerorts – und das hat Tradition.
Fehlende Vorbilder: Ein historisches Vakuum
Der Blick in die Geschichte zeigt, wie sehr weibliche Spitzenleistungen aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden sind. Dabei prägten Köchinnen wie Marie Bourgeois, Marthe Allard oder Eugénie Brazier die französische Kulinarik des 19. und 20. Jahrhunderts – oft ohne klassische Ausbildung. Heute jedoch fehlen diese Erzählungen in Lehrplänen und im öffentlichen Bewusstsein.
Das Ergebnis zeigt sich schon in einer simplen Google-Suche: Gibt man „Köchin Österreich“ ein, erscheinen zwar Johanna Maier und Lisl Wagner-Bacher – kurz darauf aber schon männliche Kollegen. Die Sichtbarkeit weiblicher Talente bleibt gering, trotz beeindruckender Leistungen in Küche, Weingut, Hotel oder Service.
Mehr Sichtbarkeit für Frauen in der Kulinarik
Eine neue Initiative namens Female Chefs will die Sichtbarkeit von Frauen in der Gastronomie erhöhen – von Köchinnen über Sommelières bis hin zu Produzentinnen. Die Plattform versteht sich als Wissensdatenbank und Anlaufstelle für Medien, Veranstalter:innen und Unternehmen, die Expertinnen oder Sprecherinnen suchen.
«Female Chefs stellt eine Wissensdatenbank dar, auf die Firmen, Veranstalter:innen und die Presse zugreifen können, um diese Frauen vor den Vorhang zu holen», heißt es dazu aus der Initiative.
Geplant sind außerdem Treffen, Podiumsdiskussionen und fachlicher Austausch. Die Plattform befindet sich noch im Aufbau, soll aber langfristig mehr Präsenz und Anerkennung für Frauen in der Branche ermöglichen.
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Der Wandel ist überfällig
Frauen in der Spitzengastronomie haben längst das Talent, die Ausbildung und den Anspruch, ganz oben mitzuspielen. Was fehlt, ist ein System, das sie nicht ausbremst, sondern unterstützt. Mit Initiativen wie Female Chefs, mit neuen Vorbildern und einer öffentlicheren Debatte über Gleichberechtigung entsteht gerade ein Fundament, auf dem die Branche wachsen kann.
Denn eines ist klar: Die Zukunft der Gastronomie ist nur dann wirklich innovativ, wenn Frauen nicht nur mitkochen – sondern mitbestimmen.