Genmanipuliertes Superfood: Umstrittener «Golden Rice» erstmals geerntet

Länder, in denen Reis Grundnahrungsmittel ist, kämpfen mit Mangelernährung. Eine vor mehr als 20 Jahren entwickelte Reissorte soll das Problem lösen. Doch es dauerte bis heute, den "Golden Rice" auf die Felder zu bringen.
November 28, 2022 | Fotos: Shutterstock

In diesem Jahr wurde eine neue Reissorte auf den Philippinen erstmals zum Anbau freigegeben. Keine große Sache auf den ersten Blick, doch wenn man sich die Geschichte von «Golden Rice» genauer betrachtet, wird schnell klar, wie bedeutsam dieser Schritt für einen großen Teil der Weltbevölkerung ist.

Vitamin-A-Mangel ist in Ländern, in denen hauptsächlich Reis gegessen wird, ein großes Problem. Der Mangel schädigt die Augen und schwächt das Immunsystem, einer der Gründe für die hohe Kindersterblichkeit in dicht bevölkerten Regionen in Asien, Afrika und Südamerika. Bis zu 500.000 Menschen erblinden jedes Jahr als Folge des Vitaminmangels.

Anfang der 1990er Jahre entwickelten die Forscher Ingo Potrykus und Peter Bayer die Idee, durch gentechnische Veränderung einen Reis herzustellen, der mehr Provitamin A (β-Carotin) enthält. Das Provitamin wird im menschlichen Körper zu Vitamin A umgewandelt. Im Jahr 2000 erschienen die Früchte der Forschung: Den Wissenschaftler gelang die Herstellung der Pflanze, die das Ernährungsproblem für immer lösen könnte. Eine Portion Golden Rice 2, der zweiten Generation des gentechnisch Manipulierten Lebensmittels, kann den Tagesbedarf von Vitamin A decken.

Trotzdem dauerte es mehr als 20 Jahre, bis die erste große Ernte eingefahren werden konnte. Warum so lange?

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Der gentechnisch veränderte «Golden Rice» erhält seine gelbliche Farbe durch den erhöhten Provitamin-Gehalt (Symbolbild)

In diesem Jahr wurde eine neue Reissorte auf den Philippinen erstmals zum Anbau freigegeben. Keine große Sache auf den ersten Blick, doch wenn man sich die Geschichte von «Golden Rice» genauer betrachtet, wird schnell klar, wie bedeutsam dieser Schritt für einen großen Teil der Weltbevölkerung ist.

Vitamin-A-Mangel ist in Ländern, in denen hauptsächlich Reis gegessen wird, ein großes Problem. Der Mangel schädigt die Augen und schwächt das Immunsystem, einer der Gründe für die hohe Kindersterblichkeit in dicht bevölkerten Regionen in Asien, Afrika und Südamerika. Bis zu 500.000 Menschen erblinden jedes Jahr als Folge des Vitaminmangels.

Anfang der 1990er Jahre entwickelten die Forscher Ingo Potrykus und Peter Bayer die Idee, durch gentechnische Veränderung einen Reis herzustellen, der mehr Provitamin A (β-Carotin) enthält. Das Provitamin wird im menschlichen Körper zu Vitamin A umgewandelt. Im Jahr 2000 erschienen die Früchte der Forschung: Den Wissenschaftler gelang die Herstellung der Pflanze, die das Ernährungsproblem für immer lösen könnte. Eine Portion Golden Rice 2, der zweiten Generation des gentechnisch Manipulierten Lebensmittels, kann den Tagesbedarf von Vitamin A decken.

Trotzdem dauerte es mehr als 20 Jahre, bis die erste große Ernte eingefahren werden konnte. Warum so lange?

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Der gentechnisch veränderte «Golden Rice» erhält seine gelbliche Farbe durch den erhöhten Provitamin-Gehalt (Symbolbild)

Feldversuche mit dem Golden Rice auf den Philippinen oder in Bangladesch wurden seit Jahren von Protestaktionen begleitet. Versuchsfelder wurden zerstört, Saatgut-Lieferungen verhindert und Zulassungen blockiert.

Vor allem die Umweltschutzorganisation Greenpeace stellte sich quer gegen die Einführung des Superfoods. Greenpeace befürchtet unter anderem, der genmanipulierte Reis könnte sich unkontrolliert ausbreiten. Eine Angst, die Wissenschaftler von der Hand weisen: In der Umwelt hätte die Kulturpflanze keinen Selektionsvorteil, erklärte die Molekularbiologin Mittelsten Scheid im Standard. 2016 richteten sogar mehr als 100 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger einen Appell an Greenpeace, die Kampagne gegen Golden Rice zu beenden.

Nun wurde dem Golden Rice doch grünes Licht gegeben. Im Jahr 2019 erteilten die philippinischen Behörden die Zulassung für Golden Rice als Lebens- und Futtermittel. Doch bis 2021 sollte es dauern, bis die zuständigen Behörden die kommerzielle Vermehrung des Produkts genehmigen würden. Nun ist es so weit: Erstmals wurden in diesem Jahr etwa 40 Hektar davon angebaut und vor Kurzem geerntet.

Superfood oder Verrat an Reisbauern?

Greenpeace Southeast Asia prangerte die Entscheidung im April als «monumentaler Verrat an den philippinischen Reisbauern» an. Auf der anderen Seite freuen sich die Erfinder des Golden Rice, die Früchte ihrer Arbeit doch noch ernten zu können.

Neben Golden Rice sind in den letzten Jahren noch weitere Gentechnik-Pflanzen mit erhöhten Nährwerten erfunden worden. «Purple Tomato», eine violette Tomatensorte mit erhöhtem Anthozyane-Gehalt, ist vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) im Herbst genehmigt worden und soll 2023 in den USA auf den Markt kommen. Anthozyane sind die Farbstoffe, die verschiedenen Beeren und Früchten die violette Farbe geben. Ihnen wird entzündungshemmende und gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Auch ein «Purple Rice» ist in den USA entwickelt worden und soll im kommenden Jahr angebaut werden können.

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