Paukenschlag in Chicago: Alinea von Grant Achatz verliert dritten Stern

Es ist ein Moment, der selbst in der bewegten Fine-Dining-Szene Chicagos Seltenheitswert besitzt: Das Alinea, eines der berühmtesten Restaurants der USA, wurde im neuen Michelin Guide von drei auf zwei Sterne herabgestuft. Die Nachricht verbreitete sich rasch und sorgte für einen sichtbaren Ruck durch die gastronomische Welt – schließlich galt das Lokal von Grant Achatz über Jahre als unerschütterliche Institution.

Wie der Guide Michelin im Vorfeld zur Veröffentlichung der neuen Cities-Ausgabe für Nordost-Amerika bekannt gegeben, dass die Restaurants Alinea, Inn at Little Washington und Masa, allesamt bisher Dreisterner, diesmal nur mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet werden.

Überraschung im Guide Michelin

Seit der Einführung des Michelin Guides für Chicago hielt Alinea durchgehend die Höchstbewertung von drei Sternen. Diese herausragende Kontinuität endete nun überraschend, als Michelin im neuen Guide die aktualisierte Einstufung veröffentlichte. Die Redaktion nannte – wie üblich – keine detaillierten Gründe für die Entscheidung, da der Guide seine Bewertungsgrundlagen traditionell nur in allgemeiner Form kommuniziert.
Grant Achatz reagierte persönlich auf die Herabstufung und veröffentlichte auf Instagram ein kurzes Statement, in dem er seine Enttäuschung ausdrückte. Eine ausführlichere Deutung blieb er bewusst schuldig – ebenso wie Michelin, das sich in solchen Fällen grundsätzlich nicht weiter äußert.

Auswirkungen auf die gastronomische Landschaft

Die Entscheidung hat weit über Chicago hinaus Wellen geschlagen. Zwar bleibt Alinea weiterhin eines der bestbewerteten Restaurants der Stadt, doch verliert Chicago mit dem Downgrade eines seiner symbolträchtigsten Drei-Sterne-Häuser. Branchenmedien ordnen den Schritt deshalb als markanten Moment ein, der das Kräfteverhältnis innerhalb der lokalen Spitzengastronomie neu strukturiert. Nicht für alle kommt die Abwertung als Überraschung: Kritiker wie etwa Ligaya Mishan von der New York Times stellten in letzter Zeit immer öfter infrage, wie relevant das einst hyperfortschrittliche Restaurant heute, zwanzig Jahre nach seiner Gründung, noch ist.

Für Gäste ändert sich indes wenig im operativen Betrieb: Das Restaurant bleibt mit zwei Sternen weiterhin Teil der Michelin-Elite. Auch an der kulinarischen Ausrichtung wurde zuletzt nichts grundsätzlich verändert, und Achatz hat öffentlich bekräftigt, seinen Anspruch nicht zu senken.

Ein Blick zurück: Die Geschichte von Grant Achatz

Um die Tragweite des Ereignisses einordnen zu können, lohnt ein kurzer Blick auf die Historie des Hauses. Das Alinea wurde 2005 in Chicago eröffnet und entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem der einflussreichsten Restaurants der modernen amerikanischen Küche. Die kreative Handschrift von Grant Achatz – geprägt durch avantgardistische Präsentationen, multisensorische Konzepte und eine spielerische Verwendung von Texturen – führte früh zu internationaler Aufmerksamkeit. Spätestens seit seinem Auftritt in der Netflix-Serie Chef’s Table, in der die bewegende Geschichte des vorübergehenden Verlusts seines Geschmackssinns erzählt wurde, kennt die ganze Welt den Namen Grant Achatz.

2010 erhielt Alinea erstmals drei Sterne im Michelin Guide, eine Bewertung, die das Restaurant über viele Jahre hielt und die Achatz zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des zeitgenössischen Fine Dining machte. Der Küchenchef, der zuvor bei Thomas Keller im The French Laundry gearbeitet hatte, prägte die Molekularküche in den USA maßgeblich und schuf im Alinea ein gastronomisches Erlebnis, das weltweit Besucher anzieht.