Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine herkömmliche Degustation: Die Plätze der Teilnehmer:innen sind mit Schreibwaren und Spucknäpfen ausgestattet, gefüllte Weingläser stehen in Reih und Glied bereit. Dass diese Verkostung etwas ungewöhnlicher abläuft als sonst, stellt sich aber schon gleich zu Beginn heraus: Man wird gebeten, die Augen zu schließen und sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Das Ziel ist ein hypnotischer Zustand, der die Weinverkostung, im Idealfall, zu einer «inneren und sinnlichen Reise» wird.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine herkömmliche Degustation: Die Plätze der Teilnehmer:innen sind mit Schreibwaren und Spucknäpfen ausgestattet, gefüllte Weingläser stehen in Reih und Glied bereit. Dass diese Verkostung etwas ungewöhnlicher abläuft als sonst, stellt sich aber schon gleich zu Beginn heraus: Man wird gebeten, die Augen zu schließen und sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Das Ziel ist ein hypnotischer Zustand, der die Weinverkostung, im Idealfall, zu einer «inneren und sinnlichen Reise» wird.

Geführt wird die Weinverkostung von der Hypnotherapeutin Nathalie Chambert. Seit Ende 2024 wird das Event im Château de Sannes im Lubero (Provence) angeboten. Die Idee ist nicht ganz neu, ähnliche Hypno-Tastings gab es schon in Paris oder Madrid; Veranstalter werben mit einer «einzigartigen sensorischen Erfahrung.»
Zauberei oder Wissenschaft?
Aber was steckt dahinter? Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass sich die im medizinischen Bereich übliche Hypnotherapie von der Hypnose unterscheidet, die wir von Zaubershows kennen. Patienten oder Teilnehmer werden in einen entspannten Bewusstseinszustand versetzt, in dem sie sich Suggestionen öffnen sollen. Dabei bleiben sie aber in der Regel wach.
In Deutschland und Österreich sind Hypnotherapie beziehungsweise Hypnosepsychotherapie gesetzlich in bestimmten Anwendungsbereichen anerkannt.
Im Unterschied zur medizinischen Anwendung, wo Hypnose meist in Einzelsitzungen angewendet wird, versetzt Chambert bei ihren Weintastings eine ganze Gruppe in Trance. In aller Stille werden die Weine zuerst unter Anleitung der Therapeutin probiert, anschließend erneut im vollen Wachzustand, wo über die Ergebnisse diskutiert werden darf. Aber wozu das Ganze?
Volle Konzentration
Der hypnotische Zustand sei ein Zustand gesteigerter Aufmerksamkeit, erklärt Soizic Percher, die bei Château de Sannes für das touristische Angebot zuständig ist. Der Verkoster sei nicht mehr durch die äußere Umgebung «verunreinigt», sondern könne sich besser auf den Moment und auf die Verkostung konzentrieren.
Einige Teilnehmer berichten, den sogenannten «Prousts Madeleine»-Effekt erlebt zu haben, bei dem Erinnerungen an vergangene Geschmacks- und Duftwahrnehmungen wachgerufen werden.
Wer also als Anfänger bei Weintastings von Hemmungen geplagt ist und sich nicht voll und ganz auf das Geschmackserlebnis konzentrieren kann, könnte in Hypnose-Verkostungen seinen inneren Sommelier wachküssen.