Sommelier-Legende Gerhard Retter über die Wiederentdeckung autochthoner Weintrauben

In der Küche hat sie schon lange Einzug gehalten – die Besinnung auf das authentische Produkt der Region, die Wiederentdeckung alter Rezepte und Kochtechniken. Nun ist sie da, die Renaissance der autochthonen Rebsorten!
Juni 17, 2021

Chardonnay, Merlot, Cabernet Sauvignon & Co, ja klar, wir lieben sie und kennen sie. Zweifelsfrei erzeugen diese Rebsorten mit die größten Weine der Welt – aber immer und überall?

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Gerhard Retter: Wirtshauskind aus der Steiermark, lebt und liebt die Arbeit als Maître und Sommelier.

Wie eine Seuche sind sie gepflanzt worden und weichen mussten oft die Reben aus Opas Weingarten … Die Technik hat Einzug gehalten. Nicht nur im Keller, gerade auch im Weingarten. Wie viel DNA dafür aufgegeben wurde, war kaum einem bewusst. Ganz im Gegenteil – stolz waren wir auf unsere internationalen Verkostungs­erfolge.

Die Welt ist bunt – mehr Farbe ins Glas! Seid ­mutig, seid frei und trinkt, was euch gefällt! nicht vergessen: ­TRINKEN ­BILDET, SAUFEN MACHT BLÖD UND HÄSSLICH.

Was nun?

Erst dieses Eintauchen in die Uniformität legte wohl auch den Grundstein zur Rückbesinnung, zur Findung und Wertschätzung der eigenen Rebidentität. Das Glück, autochthone Rebsorten wie Rotgipfler, Grüner Veltliner und Zierfandler in Österreich oder Silvaner und Gutedel in Deutschland zu haben, ist nur ein Teil der Wahrheit. Der zweite und im Endeffekt bedeutsamere Teil ist, dass diese Rebsorten auch noch die Fähigkeit haben, große, charaktervolle Weine mit Alterungspotenzial zu erzeugen – richtiger Standort und Umgang vorausgesetzt. Kurz und knapp – ja, es gibt überall auf der Welt auch große Weine aus internationalen Rebsorten, aber nüchtern betrachtet (was zugegeben nicht immer leicht ist!) sind es wohl doch oft nur Kopien, Anbiederungen und auch Ehrfurchtsbekundungen für die Güte der Originale!

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Hier ein paar Beispiele zu angesagten ­Rebsorten: Gamay, Nerello Mascalese, ­Furmint, ­Mencia, Completer, ­Silvaner, Assyrtiko, Neuburger u. v. m.

Was suchen wir heute?

Echtheit, Eigenständigkeit, Nachhaltigkeit und Ausdruck. Werte, die man aus Überzeugung undogmatisch leben kann. Es ist nämlich nicht wurscht, was ich esse und trinke. Es ist unsere Macht und unsere Verantwortung. Also übt die Macht aus mit Weitsicht und Verständnis. Wir haben die Wahl – geben wir ihnen einen Platz im Glas (ich wollte schon schreiben: im Keller, ist aber schwierig, so eine Aussage als Österreicher!). Los, ran an die Reben und ihre Weine abseits des Mainstreams!

www.gerhard-retter.de

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